„Ostern ist keine plötzliche, wundersame Verwandlung, sondern ein heilender Vorgang.“ Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister (Hannover), weist zum bevorstehenden Osterfest darauf hin, dass die christliche Vorstellung von der Auferstehung Christi sich in einem Erzählprozess entwickelt habe und keineswegs von einem Tag auf den anderen entstand. „Wir finden im Neuen Testament keinen Zeugenbericht für die Auferstehung. Diese Deutung brauchte Zeit, um angenommen, geteilt und verbreitet zu werden.“ Die erste schriftliche Notiz dazu sei vermutlich im Ersten Thessalonicherbrief zu finden, der ältesten neutestamentlichen Schrift, die der Apostel Paulus um 50 n. Chr. verfasste.
„Wenn wir uns diesen Vorgang vergegenwärtigen“, so Meister, „kann uns das geduldiger machen in der Hoffnung auf eine Wandlung zum Besseren.“ Für die tiefgreifenden Probleme, die derzeit die Kirche, die Gesellschaft und die Weltpolitik verstören, gebe es keine Patentrezepte. „Wir brauchen Mut und Geduld, die nötigen Veränderungen anzugehen. Ostern vermittelt uns die Hoffnung, dass auf den Trümmern unserer Fehler etwas Neues, Großes entstehen kann.“ Die österliche Freudenzeit sei nicht umsonst zehn Tage länger als die 40-tägige Passionszeit. Die 50 stehe in der Bibel für die Vereinigung von Gott und Mensch. „Alle 50 Jahre gab es das Jubeljahr, das alle Menschen wieder versöhnt zusammenführte. Die Versöhnung ist ein Geschenk, aber eines, auf das wir uns vorbereiten müssen.“
Hannover, 25. März 2024