Chronik
MEILENSTEINE UND WEGMARKEN
der Weg zur Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und ihre 75-jährige Geschichte
1./2. Juli 1868
Es ist gar nicht so einfach, einen Anfangspunkt in der Vorgeschichte der VELKD auszumachen. Um ein konkretes Datum zu haben, bietet sich die Erste Allgemeine Evangelisch-Lutherische Konferenz (AELK) in Hannover an. Hier treffen sich etwa 1500 lutherisch geprägte Persönlichkeiten, die eine Sorge eint: Nach dem Sieg Preußens im Deutschen Krieg 1866 und der Annexion von Hannover, Schleswig-Holstein, Lauenburg, Frankfurt, Nassau und Kurhessen, befürchten die Lutheraner, dass ihre Kirchen nun über kurz oder lang in der preußischen Unionskirche aufgehen werden. Dagegen will die AELK „die Glieder der verschiedenen lutherischen Kirchengebiete Deutschlands zur Pflege ihrer Gemeinschaft einander nähern“. Es fehlt diesem Impetus jedoch der amtliche Auftrag der Kirchenleitungen, weshalb er nicht zu einem Durchbruch führt. Dennoch wird die AELK weiterhin regelmäßig zusammenkommen.
19. bis 24. August 1923
Diese Daten markieren den Anfang einer weltweiten Vernetzung der lutherischen Kirchen: In Eisenach findet die erste Tagung des Lutherischen Weltkonvents (Lutheran World Convention) statt, die auf Anregung der AELK und des 1918 gegründeten Nationalen Lutherischen Rates einberufen wurde. 144 Delegierte aus 22 Ländern folgen der Einladung, beraten Fragen des lutherischen Bekenntnisses und der Ökumene und beschließen praktische gegenseitige Unterstützungen. Präsident ist der sächsische Landesbischof Ludwig Ihmels. Gerade die weltweiten materiellen Hilfen nach dem Ersten Weltkrieg stärken die weltweite Zusammengehörigkeit der lutherischen Kirchen. 1947 wird aus dem Lutherischen Weltkonvent der Lutherische Weltbund hervorgehen.
11. Januar 1927
Die AELK führt im Januar 1927 in Erlangen die Bischöfe und Kirchenpräsidenten der lutherischen Landeskirchen zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen. Dies gilt als erste lutherische Bischofskonferenz.
September 1927
Die AELK gibt ihrem gewachsenen Selbstbewusstsein durch eine Namensänderung Ausdruck und nennt sich Lutherisches Einigungswerk.
14. Mai 1933
Der frisch gewählte bayerische Landesbischof Hans Meiser lädt die lutherischen Kirchenführer nach Würzburg ein. Die Landeskirchen Bayern, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Braunschweig, Hamburg, Lübeck, Eutin, Reuß älterer Linie und Schaumburg-Lippe schließen sich zu einem lutherischen Zweig innerhalb der werdenden Deutschen Evangelischen Kirche zusammen.
31. Mai 1934
Die Barmer Theologische Erklärung (BTE), die Magna Charta der Bekennenden Kirche als Gegenbewegung zu den nationalsozialistischen Deutschen Christen, gilt weithin als Verdienst des reformierten Theologen Karl Barth. Aber auch zwei lutherische Theologen, der amtsenthobene Altonaer Pfarrer Hans Asmussen und Meisers Stellvertreter Thomas Breit, arbeiteten intensiv an dem Text mit. Die Erklärung sollte Einigkeit im Widerstand gegen die Gleichschaltung mit dem Nationalsozialismus zeigen, andererseits aber nicht die Unterschiede in den Bekenntnisständen der protestantischen Kirchen verwischen. Asmussen wird während der Synode am 30. Mai 1934 die BTE in einem ausführlichen Vortrag erläutern. Danach beansprucht die Bekenntnissynode die Rechtsnachfolge des verfassungsmäßigen Kirchenbundes. Zu den hitlertreuen Deutschen Christen und ihrer „Irrlehre“, wie Asmussen ausführte, könne nun keine Verbindung mehr bestehen. Dennoch solle der Widerspruch der Bekennenden Kirche nicht gegen den neuen Staat als solchen, sondern gegen die Verfälschung des Christusbekenntnisses gerichtet sein. In diesem Sinne verlange die „Theologische Erklärung“ eine klare Abgrenzung von Kirche und Staat. Der Synodalbeschluss übernimmt den Text der BTE ausdrücklich in Verbindung mit diesem Kommentar.
25. August 1934
Gründung des Lutherischen Rates der Deutschen Evangelischen Kirche auf Einladung und unter dem Vorsitz von Landesbischof August Marahrens, Hannover. Lutherische Bischöfe, theologische Fakultäten, Organisationen und Einzelpersönlichkeiten schließen sich zu einem Think Tank zusammen und üben teilweise scharfe Kritik an der Politik der Reichskirchenregierung und der Verhaftung missliebiger Pfarrer.
12. Februar 1935
Die drei lutherischen Bischöfe, die sich mit ihren Landeskirchen im Kirchenkampf behaupten konnten – August Marahrens aus Hannover, Hans Meiser aus München und Theophil Wurm aus Stuttgart – schließen den Lutherischen Pakt. Ziel: den Gemeindegliedern die Einheit der Kirche sichtbar machen, gemeinsame Agendenentwürfe erarbeiten, Ordnungen für das erste und zweite Examen zu verabschieden und Gesetzentwürfe austauschen.
2. bis 5. Juli 1935
Lutherischer Tag in Hannover mit 104 Teilnehmern – Vertretern aller lutherischen Kirchen und lutherischen Werke der Inneren und Äußeren Mission. Nach der Gründung von Lutherischem Rat und Lutherischem Pakt soll eine lutherische Reichssynode den Weg zu einer Kirchenvereinigung vorantreiben. Kurz zuvor verzichtet man auf den Begriff „Synode“ und spricht vom „Lutherischen Tag“, der seine besondere Bedeutung durch seine Erklärung gewinnt, dass die lutherische Kirche in Lehre, Gestalt und Ordnung der Heiligen Schrift und dem lutherischen Bekenntnis zu folgen habe. Die Teilnehmer verbindet die Anerkennung der Confessio Augustana, der Katechismen Martin Luthers und der Schmalkaldischen Artikel. Das politische Spektrum reicht jedoch von einer staatsloyalen Haltung gegenüber den Nationalsozialisten bei gleichzeitiger strikter Ablehnung jeglicher Gewaltanwendung und der religiös überhöhten Rassenideologie bis zu einer offenen Kritik an der „Deutschtümelei“. Schließlich unterstreichen die Lutheraner mit einer wohlwollenden Zitation der Barmer Theologischen Erklärung und der Anerkennung der Beschlüsse der Dahlemer (1934) und Augsburger (1935) Bekenntnissynoden ihre Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche.
11./18. März 1936
Gründung desRates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, bekannter als Lutherrat, durch Vertreter der Landeskirchen Bayern, Württemberg und Hannover sowie der Landesbruderräte der lutherischen Landeskirchen von Sachsen, Mecklenburg und Thüringen. Nachdem auf der 4. Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen die Zerrissenheit der Bekennenden Kirche offenbar geworden war, sammelte sich in diesem Rat der lutherische Teil. Vorsitzender des Lutherrats war Thomas Breit, Bayerischer Oberkirchenrat, ab dessen Rücktritt Ende 1938 Landesbischof Meiser.
25. bis 27. August 1945
1. Sitzung des Lutherrats nach Kriegsende, unmittelbar vor der Konferenz der evangelischen Kirchenführer in Treysa. Der württembergische Landesbischof Theophil Wurm widerspricht der von Meiser (schon für diese Sitzung vorgesehene) Schaffung einer „Vereinigten deutschen lutherischen Kirche“, einer entsprechenden Absichtserklärung wird jedoch von allen zugestimmt. Die Grundbestimmungen des Lutherrats behalten ihre Gültigkeit. Aufnahme der Arbeit an einer Verfassung auf der Grundlage bereits bestehender Entwürfe.
4. Juni 1947
Auf seiner sechsten Vollsitzung gibt der Lutherrat der entstehenden VELKD zum Verhältnis zur EKD mit auf den Weg: „Die VELKD will innerhalb der EKD in brüderlicher Gemeinschaft mit den übrigen evangelischen Kirchen in Deutschland bleiben. Sie fühlt sich mitverantwortlich für das gesamte evangelische Kirchentum in Deutschland und würde es als einen Schaden und Unsegen für alle Teile ansehen, wenn die von Gott geschenkte, uns gegenseitig bereichernde Gemeinschaft zerbrechen würde.“
8. Juli 1948
Verabschiedung der Verfassung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) durch die Verfassungsgebende Generalsynode in Eisenach und Wahl einer Vorläufigen Kirchenleitung. Dieses Datum gilt als der Geburtstag der VELKD. Die Verfassung ist der dritte Entwurf seit 1945. Strittig war unter anderem der Titel des leitenden Geistlichen: Zuerst war ein „Erzbischof“ vorgesehen, dann ein „leitender Bischof“. Schließlich wurde es ein „Leitender Bischof“.
31. Dezember 1948
Alle in Eisenach vertretenen neun Landeskirchen (Bayern, Braunschweig, Hamburg, Hannover, Mecklenburg, Sachsen, Schaumburg-Lippe, Schleswig-Holstein und Thüringen) haben bis zu diesem Datum der VELKD-Verfassung zugestimmt, die damit in Kraft tritt. Drei lutherische Kirchen bleiben dem Zusammenschluss fern – Eutin, Oldenburg und Württemberg.
25. bis 28. Januar 1949
1. Tagung der Ersten Generalsynode in Leipzig. Hans Meiser wird zum ersten ordentlichen Leitenden Bischof gewählt und löst Wilhelm Henke (Schaumburg-Lippe) ab, der zuvor als dienstältester Bischof dieses Amt verwaltet hatte. Grundsatzbeschlüsse verankern die Mitarbeit in der Ökumene und die Bildung von Ausschüssen.
1. Mai 1949
Das Lutherische Kirchenamt nimmt seine Arbeit in Hannover, Böttcherstraße 7, auf. Wenig später wird auch die Kirchenkanzlei der EKD von Schwäbisch Gmünd in dasselbe Gebäude verlegt. Heinz Brunotte, Hannoverscher Oberlandeskirchenrat, ist Präsident beider Häuser. Institutionell ist mit der VELKD das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) verbunden: Der Leitende Bischof ist zugleich Vorsitzender des DNK/LWB.
1950
Das Lutherische Einigungswerk, das 1926 aus der AELK hervorgegangen war (siehe 1868), und der Verein Leipziger Mission (bis zu seiner Auflösung 1992) werden anerkannte Werke der VELKD. In den folgenden Jahren konzentriert sich die Arbeit der VELKD auf Agenden und Lehrfragen. Die besonders vom Schleswiger Bischof Reinhard Wester mit dem Gemeindeausschuss betriebene Schaffung einer Ordnung des kirchlichen Lebens gestaltet sich schwierig und erstreckt sich über mehrere Jahre. Mitte der fünfziger Jahre findet der Theologische Ausschuss mit der Lehrordnung und dem Lehrbeanstandungsgesetz einen konsensfähigen Weg. Es folgen das Pfarrergesetz (1963), das Amtszuchtgesetz (1965) und schließlich das Kirchenbeamtengesetz (1980).
1952
Die Generalsynode befasst sich in Flensburg auf der Basis des Lehrbeanstandungsgesetzes ausführlich mit der Theologie Rudolf Bultmanns, insbesondere mit seinem bereits 1941 vorgestellten Programm einer „Entmythologisierung“ biblischer Texte. Man befürchtet „die Entgottung Gottes“ und distanziert sich in einer Erklärung von einer „Theologie, die die Heilstatsachen Gottes in Jesus zurückdrängt, verflüchtigt und preisgibt, und bekennt sich demgegenüber zu den im apostolischen Glaubensbekenntnis bezeugten Tatsachen“. Bemerkenswert ist dabei, dass weder die Synodalen noch der Theologische Ausschuss das direkte Gespräch mit Bultmann suchten. Zwanzig Jahre später wird der neue Landesbischof von Hannover, Eduard Lohse, im Auftrag der VELKD-Bischofskonferenz Bultmann in Marburg mit dem Auftrag besuchen, „ihm unser Bedauern über missliche Verlautbarungen von einst auszusprechen und ihn unserer Verehrung und Hochachtung zu versichern“.
1955
Nach der Pensionierung Hans Meisers wird Hanns Lilje Leitender Bischof der VELKD – und wird es nach einer bis heute unübertroffenen Amtszeit von 14 Jahren bis 1969 bleiben.
2. bis 6. Juni 1958
Mit der Generalsynode in Berlin-Spandau nimmt die VELKD eine Aufgabe in Angriff, die für ihre künftige Arbeit prägend werden sollte: den missionarischen Auftrag der Kirche. Es werden die 22 Spandauer Thesen verabschiedet, aus denen sich Programme wie das der „Überschaubaren Gemeinde“, des missionarischen Gemeindeaufbaus, Gewinnung und Befähigung von Mitarbeitern, „Offene Kirchen“ sowie die Schriftenreihe „Missionierende Gemeinde“ entwickeln.
14. Mai 1959
Grundsteinlegung für das Theologische Studienseminar in Pullach, zunächst für die Ausbildung von Vikaren konzipiert, im Zuge der Ausbildungsreformen nach 1968 für andere Fortbildungsaufgaben eingesetzt: Kurse für die mittlere Leitungsebene, für Pfarrer, Kirchenjuristen, Kirchenbeamte, Sprachkurse (Diaspora) usw.
1962
Einstellung der „Evangelisch-Lutherischen Kirchenzeitung“ und Gründung der „Lutherischen Monatshefte“.
1. Oktober 1965
Umzug des Lutherischen Kirchenamts an den neuen Dienstsitz in der Richard-Wagner-Straße 26 in Hannover.
1966
Das 15. Pastoralkolleg unter dem Thema „Christliche Glaubensinformation – Fragen eines neuen Katechismus“ empfiehlt der VELKD-Bischofskonferenz und -Kirchenleitung die Erarbeitung eines neuen Katechismus.
1967
Der Martin-Luther-Bund, der die lutherischen Kirchen und Gemeinden in der Diaspora finanziell und geistlich unterstützt, wird anerkanntes Werk der VELKD.
1. Dezember 1968
Bildung der VELK in der DDR in Konsequenz der politischen Entwicklung in der DDR. Einleitung weiterer Überlegungen zur Umgestaltung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR zur Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in der DDR.
16. März 1973
In der Leuenberger Konkordie, die unter wesentlicher Mitarbeit der VELKD zustande kommt, beschließen lutherische, reformierte und unierte Kirchen in Europa die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Das Dokument haben inzwischen 94 Kirchen aus nahezu allen europäischen und einigen südamerikanischen Ländern anerkannt – sie bilden die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Das jüngste Mitglied wurde im September 2022 die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine.
1975
1. Auflage des Evangelischen Erwachsenenkatechismus (8. Auflage 2010) als kompakte, leicht verständliche und alle Lebensbereiche umfassende Darstellung des evangelischen Glaubens. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelt sich daraus eine ganze Katechismusfamilie mit einem zusätzlichen Gemeindekatechismus, Konfirmandenbuch und einem Kinderkatechismus.
1. Januar 1978
Die 1976 beschlossene Novelle des Pfarrergesetzes ermöglicht die Ordination von Frauen für den Dienst der Pfarrerin. Ausgenommen ist Schaumburg-Lippe, für Bayern gilt ein Vorbehalt.
1978
Erste Ausgabe der „Texte aus der VELKD“ mit dem Thema: „Teilnahme von Kindern am Abendmahl.“ Die „Texte“ entwickeln sich in kurzer Zeit zum entscheidenden Informationsträger der
VELKD. Bis heute erschienen 166 Ausgaben.
1979
Zum ersten und bislang letzten Mal kommt das Lehrbeanstandungsgesetz der VELKD zur Anwendung. Der Pastor der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi, Paul Schulz, hatte 1977 das Buch „Ist Gott eine mathematische Formel?“ veröffentlicht und darin verschiedene christliche Glaubenslehren geleugnet. Das Spruchkollegium der VELKD stellt fest, dass „Pastor Dr. theol. Paul Schulz öffentlich durch Wort und Schrift in der Darbietung der christlichen Lehre in entscheidenden Punkten in Widerspruch zum Bekenntnis der evangelisch-lutherischen Kirche getreten ist und daran beharrlich festhält“. Er sei mithin nicht mehr fähig, eine amtliche Tätigkeit im kirchlichen Dienst auszuüben. Schulz tritt nach seiner Entlassung aus der Kirche aus, wendet sich dezidiert dem Atheismus zu („Codes Atheos – die Kraft des Atheismus“, 2008) und stellt 2011 an das Kirchengericht den Antrag, das Lehrzuchturteil gegen ihn aufzuheben. Die Spruchkammer der VELKD lehnt dies aus prozesstechnischen Gründen ab
1986
Eröffnung des Gemeindekollegs der VELKD für die Kirchenentwicklung auf allen Ebenen kirchlicher Organisation vom Kirchenvorstand bis zur Leitungsperson. Zunächst beheimatet auf dem Ge-lände des Predigerseminars in Celle, ab 2008 bis 2022 in Neudietendorf bei Erfurt (Thüringen). – Im Oktober beschließt die Generalsynode der VELKD die Erklärung zur Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft mit der Evan-gelisch-methodistischen Kirche, die in einem gemeinsamen Gottesdienst am 29. September 1987 öffentlich gefeiert wird.
1988
Der Leitende Bischof der VELKD, Karlheinz Stoll, besucht mit dem bayerischen Landesbischof Johannes Hanselmann Papst Johannes Paul II. in Rom.
1991
Wiederbeitritt der Landeskirchen von Mecklenburg, Sachsen und Thüringen zur VELKD.
4. April 1992
Die Hamburger Pröpstin Maria Jepsen wird zur weltweit ersten Bischöfin einer evangelisch-lutherischen Kirche gewählt.
1993
Eröffnung des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der VELKD an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig zur Forschung und Ausbildung in Theorie und Praxis von Gottesdiensten.
2000
Die Monatszeitschrift „zeitzeichen“ folgt aus dem Zusammenschluss von „Die Zeichen der Zeit“, „Evangelische Kommentare“ und „Reformierte Kirchenzeitung“.
2007
Start des Verbindungsmodells zwischen EKD und den konfessionellen Zusammenschlüssen VELKD und Union Evangelischer Kirchen (UEK). Das Amt der VELKD zieht um in das Kirchenamt der EKD in Hannover, Herrenhäuser Straße 12; ebenso die Geschäftsstelle des DNK/LWB .
1. Januar 2009
Aus der Fusion der thüringischen Landeskirche und der Kirchenprovinz Sachsen geht die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hervor, die Gliedkirche der VELKD wird.
15. März 2009
Eröffnung des LWB-Zentrums in Wittenberg für die Organisation von Fortbildungen, Tagungen und Seminaren für Teilnehmende aus den 148 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes. Zugleich Start des Projektes Luthergarten für das Reformationsjubiläum 2017: Christliche Weltgemeinschaften, Kirchen und Gemeinden weltweit pflanzen 500 Bäume in Wittenberg und entsprechende Korrespondenzbäume in ihren Heimatkirchen.
28. Oktober 2009
Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers, Margot Käßmann, wird zur ersten Ratsvorsitzenden der EKD gewählt.
2012
Nach jahrelanger Zusammenarbeit formalisiert der Lutherische Weltbund die Beziehung zur VELKD, die fortan als „anerkannter Kirchenrat“ gilt.
21. Februar 2012
Der Leitende Bischof der VELKD, Gerhard Ulrich, wird zum ersten Landesbischof der neuen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland gewählt, zu der sich Nordelbien, Mecklenburg und Pommern zusammengeschlossen haben. Die Anzahl der Mitgliedskirchen in der VELKD beträgt nun
Oktober 2012
Das Liturgiewissenschaftliche Institut in Leipzig wird um ein Schallarchiv mit Tonaufnahmen von geistlichem Liedgut erweitert.
2016
In einem Osterbeitrag für die „Evangelische Zeitung“ vom 27. März schreibt der Leitende Bischof der VELKD, Gerhard Ulrich, die Jünger von Jesus hätten nach der Kreuzigung und dem ersten Schock begriffen, dass Jesus tot sei: „Sein Leib wird vergehen wie jeder Menschenleib.“ Daraufhin erteilt der bayerische Pfarrer Jochen Teuffel dem Leitenden Bischof, der laut Verfassung in allen Kirchen im VELKD-Bereich predigen darf, ein Kanzelverbot für die Martin-Luther-Kirche in Vöhringen (Iller). Ulrich habe mit dieser Aussage sein Ordinationsversprechen gebrochen und stehe „im Widerspruch zum Evangelium sowie zu den Lehrbekenntnissen unserer Kirche.“
2017
Auf der Weltausstellung Reformation inWittenberg bespielt die VELKD das „Himmelszelt“ des LWB mit eigenen Veranstaltungen – unter anderem Vorträge zum Thema „Bibel und Bild“, die Jazzsuite „Heart of Rose“ von Uwe Steinmetz (Liturgiewissenschaftliches Institut Leipzig) und einer Live-Performance des Künstlers Henning Diers zur 85. These Luthers.
2018
Das Amt der VELKD wird stärker in die Verwaltung der EKD integriert und bildet nun den Amtsbereich der VELKD im Kirchenamt der EKD.
November 2018
Die Generalsynode der VELKD beschließt, dass ab 2021 mindestens acht der 50 Synodalen zu Beginn einer Legislaturperiode unter 27 Jahre alt sein müssen.
2021
Im Gemeinderat Pullach beginnt eine Diskussion über die „Bischof-Meiser-Straße“, in der auch das Theologische Studienzentrum der VELKD liegt. Im Lauf der Debatte wird eine Umbenennung erwogen oder eine Ergänzung des Straßenschildes um eine historische Einordnung von Hans Meiser, der von 1933 bis 1955 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und von 1949 bis 1955 Leitender Bischof der VELKD war. Kritische Stimmen werfen ihm vor, dass er sich in Aufsätzen „dezidiert antisemitisch“ geäußert habe. Die Historikerin Nora Schulze veröffentlicht eine Meiser-Biografie mit dem Untertitel „Lutheraner – Untertan – Opponent“, in der ein differenzierteres Bild des Theologen gezeichnet wird, der sich engagiert gegen die Gleichschaltung seiner Landeskirche mit den Deutschen Christen eingesetzt habe. Eine Entscheidung über den Straßennamen wird für Mitte 2023 erwartet.
2023
Nach Schließung des Gemeindekollegs in Neudietendorf fördert die VELKD die Forschungsstelle „Kirchen- und Gemeindetheorie – Ökumene und Wissenstransfer im weltweiten lutherischen Kontext“ an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie gehört mit zwei weiteren Forschungsstellen zum Forschungszentrum „CES Center for Empowerment Studies – Forschungszentrum Christliches Empowerment in der Säkularität“, das von Prof. Michael Domsgen, Lehrstuhl für Religionspädagogik, geleitet wird. Die Forschungsstelle wird sich Grundfragen der Kirchen- und Gemeindeentwicklung widmen und dabei ihre Perspektive für Konzepte und Anregungen aus der Ökumene und dem weltweiten lutherischen Kontext öffnen. Sie fördert den Wissenstransfer zwischen akademischer Theologie und kirchlicher Praxis.
Zusammengetragen von Friedrich-Otto Scharbau und Frank Hofmann.
Bildrecherche: Manuela Nordmeyer-Fiege/Landeskirchliches Archiv Hannover.
Literatur zur Geschichte der VELKD
- Friedrich-Otto Scharbau: Geschichte und Wirken der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) – die 1. Tagung der 1. Generalsynode der VELKD in Leipzig. In: 60 Jahre VELKD. Hg. vom Amt der VELKD. Sonderausgabe „Texte aus der VELKD“, März 2008.
- Friedrich-Otto Scharbau: Art. „Die Vereinigte Evangelisch- Lutherische Kirche Deutschlands“. In: Theologische Realenzyklopädie Band 34, Berlin/New York 2002, S. 581 – 592.
- Thomas Martin Schneider: Gegen den Zeitgeist – der Weg zur VELKD als lutherischer Bekenntniskirche. Göttingen 2008.