Heinrich Rathke war von 1977 bis 1981 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in der DDR, die sich Ende der 1960er-Jahre in Folge der politischen Lage und der schwieriger werdenden Zusammenarbeit der ost- und westdeutschen VELKD-Gliedkirchen gebildet hatte. Von 1978 bis 1980 war Rathke zudem Vorsitzender des DDR-Nationalkomitees des Lutherischen Weltbunds.
„Heinrich Rathke beeindruckte mich besonders durch seine Glaubensgelassenheit, die ihn durch alle Widrigkeiten trug“, sagt die stellvertretende Leitende Bischöfin der VELKD, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Er hat sich engagiert und klar aus seinem Glauben heraus gegen Unrecht in der DDR eingesetzt. Er stand auf der Seite derer, die Repressalien erlitten haben. Auch über die Kirche hinaus war er eine prägende öffentliche Gestalt.“
1928 wurde Heinrich Rathke im mecklenburgischen Mölln geboren und studierte in Kiel, Erlangen und Tübingen Theologie. Nach dem Studium ging er aufgrund des dortigen Theologenmangels zurück in die DDR und trat 1955 seine erste Pfarrstelle in Warnkenhagen in Mecklenburg an, später wechselte er nach Rostock. 1970 wurde er zum Landespastor für Gemeindedienst in Güstrow berufen, von 1971 bis 1984 war er Landesbischof der mecklenburgischen Landeskirche, die 2012 Teil der neugegründeten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) wurde.
Nach seiner Amtszeit als Landesbischof wurde Heinrich Rathke wieder Gemeindepfarrer in Crivitz bei Schwerin, engagierte sich nach der Wende für russlanddeutsche Gemeinden in Mittelasien und war bis 1994 Bischöflicher Visitator der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Kasachstan. Außerdem gehörte er mehrere Jahre dem Beirat der Stasi-Unterlagen-Behörde für das Land Mecklenburg-Vorpommern an und wurde in den Vertrauensrat zur Aufarbeitung kirchlicher Stasi-Verstrickungen berufen.
Dr. Heinrich Rathke war verheiratet und hatte sieben Kinder und lebte zuletzt in Schwerin. Er starb am 17. Januar 2024.
Hannover, 19. Januar 2024