In seinem Grußwort für die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) auf der verbundenen Synodentagung von EKD und VELKD sagte Dr. Michael Gerber, Bischof von Fulda und seit September stellvertretender DBK-Vorsitzender, dass die christlichen Konfessionen „angesichts der globalen Lage und der sich daraus ergebenden Spannungen aktuell und wohl auch künftig gemeinsam sehr herausgefordert“ seien. Ein Beispiel sei sein gemeinsamer Auftritt mit der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus am 22. Oktober bei der Kundgebung vor dem Brandenburger Tor nach dem Überfall der Hamas auf Israel gewesen. Er hoffe, dass sich die beiden Kirchen auch künftig „in vergleichbaren Situationen gemeinsam zu Wort melden und in Abstimmung miteinander handeln, im Einsatz für Geflüchtete, für Versehrte an Leib und Seele und für alle, die in ihrer Würde bedroht und verletzt sind.“
Der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), äußerte sich in seinem Bericht vorsichtig optimistisch zu einer weiteren Annäherung der beiden großen Kirchen: „Die Unterschiede sind nicht unüberwindbar und Verbindungslinien deutlich erkennbar.“ Der römische Katholizismus unternehme „enorme Anstrengungen, um die Idee von Einheit und Vielfalt neu zu beleben und zu gestalten“. Manzke bezog sich auf die von beiden Kirchen angestellten Überlegungen, wie die im Evangelium gebotene Einheit konkret aussehen könnte. Auch „nach römisch-katholischen Prinzipien“ sei „die Einheit der Kirche durchaus in einer Gemeinschaft von Kirchen zu denken, die keineswegs von den Ausprägungen ihres Glaubens, von ihren Liturgien und von ihrer rechtlichen Struktur her gleichförmig sein müssen“. Er lobte die „gewinnbringenden Impulse“, die im März 2023 von dem Besuch Kardinal Kochs, des Präfekten des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, auf der Bischofskonferenz der VELKD ausgegangen sind.
Besonderen Respekt zollte Manzke, der im Februar 2024 in den Ruhestand geht, dem synodalen Prozess der katholischen Kirche weltweit und auch in Deutschland: „Hier macht eine global denkende und regional in sehr unterschiedlicher Weise geprägte Kirche den leidenschaftlichen Versuch, eine Basis für eine Verständigung über die notwendige Entwicklung der Kirche zu etablieren, unterschiedliche Schwerpunktsetzungen in der Weltkirche zu verstehen und zu akzeptieren, ohne die Einheit zu verlieren.“
Der Catholica-Beauftragte der EKD, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, erkennt in der römisch-katholischen Kirche ein „neues Mindset“: Homosexualität und die Gleichberechtigung der Frau auch bei der geistlichen Mitarbeit, würden in Rom zumindest diskutiert, auch wenn sich die Erwartungen an den synodalen Prozess nicht alle erfüllten. In der ökumenischen Arbeit zwischen dem Rat der EKD und der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz sei es zu einem Paradigmenwechsel gekommen: „Es geht nicht um eine neue dogmatische Verständigung und auch nicht um einen ökumenischen Masterplan. Vorgeschlagen wird eine neue Perspektive auf die bisherigen dogmatischen und ethischen Verständigungen sowie auf die gelebten ökumenischen Beziehungen. Diese neue Perspektive wird mit dem Begriff ‚Prozessorientierte Ökumene‘ beschrieben.“ Dabei gehe es darum, die drei kirchlichen Wesensvollzüge Zeugnis, Diakonie und Gottesdienst in den Blick zu nehmen und nach konkreten, sichtbaren Gemeinsamkeiten zu suchen.
Zur Perspektive der Union Evangelischer Kirchen (UEK), deren Präsidium Jung vorsitzt, sagte er: „Die UEK hat mittlerweile Schritte zur Übertragung ihrer Aufgaben auf die EKD eingeleitet. Ziel ist es, den organisatorischen Aufwand zu reduzieren und die inhaltliche Arbeit in die EKD zu integrieren. Eine Auflösung wurde noch nicht beschlossen, ist aber durchaus in absehbarer Zeit möglich.“
Ulm, 12. November 2023
Pressestelle der EKD Pressestelle der VELKD
Carsten Splitt Dr. Frank Hofmann