Gebet zum 6. Sonntag nach Trinitatis 2024

von Christian Lehnert

Gott des Lebens, 
du hast uns einen Anfang gesetzt, 
dort,
wo wir am Ende sind. 
Du hast uns gerufen, 
dort,
wo wir verstummen müssen. 
Getauft sind wir  
mit deinem Sohn in den Tod,  
um mit ihm den Tod zu überwinden. 

So kommen wir zu dir und bitten dich für alle, 
die mit ihrem Leben dem Tod dienen, 
für die Soldaten und Kämpfer im Krieg, 
gefangen in der Lawine der Gewalt, 
in Hass und Angst, 
verrechnet als Menschenmaterial, 
wir rufen: 
Herr, erbarme dich. 

Wir kommen zu dir und bitten dich für alle, 
die vor dem Krieg fliehen, 
die Zuflucht suchen vor Einberufung und Kriegsdienst, 
die dem Befehl zum Töten nicht folgen wollen, 
wir rufen: 
Herr, erbarme dich. 

Wir kommen zu dir und bitten dich für alle, 
die in ihren Meinungen und in ihrem Denken 
wie tot sind, 
gefangen in Pessimismus und Ressentiments, 
verloren in Ängsten oder Überheblichkeit, 
unfähig, 
Andersdenkende zu akzeptieren 
und andere Lebensentwürfe zu achten, 
wir rufen: 
Herr, erbarme dich. 

Wir kommen zu dir und bitten dich für alle, 
die mit ihrem Leben 
für unser Wirtschaftswachstum bezahlen, 
für die Kinder in Kobaltminen 
oder für die Bauern, denen der Lithiumabbau 
Bäche und Grundwasser verseucht, 
für die Entrechteten und Versklavten 
auf Baustellen und in Großfabriken, 
wir rufen: 
Herr, erbarme dich. 

Wir kommen zu dir und bitten dich 
für alle Sterbenden in unsrer Nähe, 
Kranke ohne Hoffnung auf Heilung, 
Alte am Ende ihrer Tage,  
Menschen, die gehen, 
und es bleibt von dem, was war, nur ein Fragment.
Wir rufen: 
Herr, erbarme dich. 

Wir kommen zu dir und bitten dich 
für unser eigenes Leben, 
das immer wieder vom Tod durchdrungen ist, 
von lieblosem Kampf um den eigenen Vorteil, 
vom leerem Haschen nach Besitz und Geltung,  
von unverschuldetem Leid.  
Du hast uns gerufen, 
so kommen wir 
und bringen dir unsere Bitten in der Stille:  

(Stille)

Gott des Lebens, 
du hast uns einen Anfang gesetzt, 
dort,
wo wir am Ende sind. 
Getauft sind wir  
mit deinem Sohn in den Tod,  
um mit ihm den Tod zu überwinden. 
Wir treten ins Licht deiner Verheißung und singen:

Christ ist erstanden von der Marter alle, 
des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein,
Kyrieleis.  

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