„Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“
(2. Kor 5,10a)
Kein Versteck und kein Verbergen,
kein Täuschen,
kein Verstellen ist,
wenn Du, Herr, kommst.
Die Masken fallen.
Das Zwielicht weicht.
Was vergessen war, liegt offen.
Sieh
in die Winkel unserer Seele,
sieh auf die vernarbten Wunden, das abgespaltene Dunkel,
die Verletzungen, die niemals völlig heilten,
die Quellen unserer Schuld.
Sieh uns auf den Grund, wo das Gewissen nagt
und wir dürsten nach dir.
Sieh uns gnädig an und heile uns.
Wir rufen:
Sieh
in die dunklen Winkel unserer Welt,
dorthin,
wohin die Kameras nicht reichen
und woher keine Stimme zu uns dringt,
auf das unbekannte Elend,
auf die Totgeschwiegenen,
auf die Verschwundenen und Verschleppten,
die mit keiner Öffentlichkeit rechnen können,
auf die namenlosen, nie identifizierten Opfer der Kriege.
Sieh uns gnädig an und heile uns.
Wir rufen:
Sieh
in die Keller des Vergessens,
in die Archive der Verbrechen.
Sieh dorthin,
wo verschwiegen wird und verschleiert,
wo Gewalt sich tarnt als Unwissenheit,
wo Mord sich als Gerechtigkeit gibt,
wo Selbstnutz sich als Verantwortung maskiert,
wo Schuld verdrängt wird und kein Mitleid ist.
Sieh uns gnädig an und heile uns.
Wir rufen:
Komm, Herr, komm
und bring ans Licht,
wer wir wirklich sind und was uns treibt.
Komm,
sieh und lass uns sehen
die Wahrheit unserer Schwäche und
das klare Licht deiner Liebe.
Amen.