Gebet zum Reformationstag 2023

von Christian Lehnert

(mit Matthäus 5, 1-10) 

Unfasslicher Gott, 
der du uns unterbrichst, 
der du uns die Ruhe nimmst, die Selbstgewissheit, 
der du uns in die Fremde deiner Veränderungen führst, 
rege dich in uns, 
fall uns ins Wort, 
sprich uns selig. 

Selig sind, die da Leid tragen, 
hören wir 
mit den Verwundeten und Sterbenden und Obdachlosen
in Israel und in Gaza und im Libanon, 
mit den Verschleppten und Gefolterten, 
den Geißeln, den Traumatisierten und Verängstigten
und bitten Dich: 
Dein Reich komme.

Selig sind die Sanftmütigen, 
hören wir 
mit denen, die in unserer Gesellschaft zurückbleiben, 
die sich nicht durchsetzen können, 
die alles zu dicht an sich heranlassen, 
die versinken in einem offenen oder versehrten Inneren. 
Wir bitten Dich: 
Dein Reich komme. 

Selig sind, die da hungert und dürstet 
nach Gerechtigkeit, 

hören wir 
mit den namenlosen Kindersklaven in Kobaltminen und auf Müllhalden, 
mit den elenden Massen von Wanderarbeitern, 
die nur noch dumpf funktionieren 
in Fabrikhallen und auf Großbaustellen,
mit denen, die ihr Elend fliehen  
ohne Aussicht auf eine Heimat irgendwo. 
Wir bitten Dich: 
Dein Reich komme. 

Selig sind die Barmherzigen, 
hören wir 
mit denen, die sich selbst nicht in die Mitte setzen,  
die sich nicht auf Gedeih und Verderb 
selbst verwirklichen wollen, 
die mehr geben, als guttut und ihnen dient, 
und dabei verlacht und ausgenutzt werden. 
Wir bitten Dich: 
Dein Reich komme. 

Selig sind, die Frieden stiften, 
hören wir mit den Kriegsdienstverweigerern 
in Russland und in der Ukraine, 
mit allen, die in den Konflikten dieser Welt
nicht der Logik des Krieges, 
nicht dem Takt der Schläge und Gegenschläge folgen wollen 
und damit unter die Räder kommen.  
Wir bitten Dich: 
Dein Reich komme. 

Selig sind, 
die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, 

hören wir 
mit denen, die in Lagern und Folterkellern verschwunden sind, 
mit denen, die ohne Hoffnung in Gefängnissen vegetieren, 
weil sie ihren Glauben praktizierten, 
weil sie zu Unrecht nicht schweigen wollten.
Wir bitten Dich: 
Dein Reich komme. 

Unfasslicher Gott, 
der du uns unterbrichst,
der du alles auf den Kopf stellst,  
komm und lass uns nicht allein mit uns selbst, 
komm 
und mache alles neu. 
Amen.

Wenn Sie ein Wochengebet zur Veröffentlichung nutzen wollen, verwenden Sie bitte den unveränderten Text und geben an: „Quelle: Wochengebet der VELKD, www.velkd.de