(mit EG 16)
„Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen“ (Römer 13,12)
Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag aber nahe herbeigekommen.
Wir warten im Dunkel,
Gott, auf dich.
Die Nacht ist vorgedrungen.
Gewalt und Krieg beherrschen unsere Welt und unsere Seelen.
Menschen sind allerorten
der Menschen Verfolger, Schinder, Verächter.
Im Zweifel an uns selbst, an den Kräften des Guten
warten wir,
Gott, auf dich, und singen:
Die Nacht ist vorgedrungen, / der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen / dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, / der stimm froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet / auch deine Angst und Pein.
Die Nacht ist vorgedrungen.
Sorge hält uns wach, Sorge um die Zukunft.
Wir schauen in die Gesichter unserer Kinder und Enkel,
wenn sie arglos liegen und schlafen, und fragen:
In welcher Welt werden sie leben?
Welche Hoffnung wird sie tragen?
Welcher Glaube wird sie bergen?
Unsicher über uns selbst und unseren Weg durch die Zeit,
warten wir,
Gott, auf dich, und singen:
Dem alle Engel dienen, / wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen / zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden, / verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden, / wenn er dem Kinde glaubt.
Die Nacht ist vorgedrungen.
Wir warten
mit allen, die nicht mehr warten können,
mit allen, die sich vor Raketen und Drohnen verkriechen müssen,
mit allen, die der Hunger quält bis in den Schlaf,
mit allen, die sich selbst aufgegeben haben,
mit allen, in deren Köpfen böse Gedanken auf immer gleichen Bahnen kreisen,
mit allen, die sich selbst fremd sind,
wir warten
auf dich, Gott, und singen:
Die Nacht ist schon im Schwinden, / macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden, / das aller Zeiten Lauf
Von Anfang an verkündet, / seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet, / den Gott selbst ausersah.
Die Nacht ist vorgedrungen.
Wir möchten ablegen die Werke der Finsternis
und anlegen die Waffen des Lichts,
in der Liebe,
die dem Ungewissen getrost entgegensieht,
die einsteht für alle,
die unseren Glauben und unsere Hoffnung brauchen.
Wandle uns und mach uns bereit,
dich zu empfangen,
Gott,
auch mit all den Menschen,
an die wir jetzt in der Stille denken:
(Stille)
Wir warten im Dunkel,
Gott, auf dich, und singen:
Noch manche Nacht wird fallen / auf Menschenleid und –schuld.
Doch wandert nun mit allen / der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, / hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.