Gebet zum 3. Sonntag nach Trinitatis 2021

von Christian Lehnert

„Der Menschsohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“

Suchender Gott, 
unsere Tage sind voll von deinen Zeichen,
Winken, 
mit denen du uns aus der Fremde ruft. 
Unablässig suchst du uns, 
die wir verloren gegangen sind,  
und wir finden allein den Weg nicht mehr zurück. 

So bitten wir dich für alle, 
die nicht mehr nach dir fragen, 
die dich nicht vermissen – und doch vermissen, 
die sich sehnen nach einer Wahrheit, 
die weiter trägt als die eigenen Gedanken. 
Wir rufen: 
Herr erbarme dich. 

Wir bitten dich für alle, 
die sich ihrer Sache sicher sind, 
die meinen, sich selbst genug zu sein, 
die Andersdenkenden und Andersglaubenden 
nicht mehr zuhören können. 
Wir rufen:  
Herr erbarme dich. 

Wir bitten dich für alle, 
die sich selbst fremd geworden sind, 
die gefangen sind in Lebensumständen, 
die ihrer Seele schaden, 
die gehetzt und getrieben und bevormundet sind 
oder zum Stillhalten verdammt. 
Wir rufen:  
Herr erbarme dich. 

Wir bitten dich für alle, 
die sich selbst aufgegeben haben und versinken 
in einem Tunnel der Angst und der Depression, 
im haltlosen Kreislauf von Rausch und Sucht und Enttäuschung, 
die nicht mehr aufschauen können. 
Wir rufen:  
Herr erbarme dich. 

Wir bitten dich für alle, 
die vereinsamt sind 
in Krankenhäusern und Pflegeheimen und stillen Wohnungen, 
die sich vergessen fühlen, 
von niemandem gebraucht und von niemandem vermißt, 
die nicht mehr an deine und unsere Nähe glauben können. 
Wir rufen:  
Herr erbarme dich. 

Wir bitten dich für uns selbst, 
die wir das Nächste, 
Deine Nähe, so andauernd übersehen, 
die wir nicht antworten, 
wenn du dich nach uns sehnst und uns suchst, 
und wir sich doch ohne deine Liebe verloren. 
Wir rufen:  
Herr erbarme dich. 

Gefunden von dir 
in der Tiefe unserer Gottesferne, 
dir nah,
erwacht im Atem deines Geistes,
so lass uns leben mit dir, suchender Gott. 
Wir bergen uns in dir und beten: 
Vater unser …